Balintgruppe

Das Konzept der Balintgruppe wurde ab den 30er Jahren entwickelt vom Arzt, Biochemiker und Psychoanalytiker Michael Balint.

Er ging davon aus, dass psychische und soziale Faktoren einen ebenso wichtigen Einfluss auf die Entwicklung einer Krankheit nehmen können, wie die körperlichen Veränderungen. Balint sprach von der ‚Droge Arzt’ – “Das am aller häufigsten verwendete Heilmittel ist der Arzt selbst.” – und bedauerte, dass es “für dieses hochwichtige Medikament noch keinerlei Pharmakologie“ gab. “In keinem Lehrbuch steht etwas über die Dosierung, in welcher der Arzt sich selbst verschreiben soll … oder über etwaige unerwünschte Nebenwirkungen.” (1957).

Jeder Arzt kennt Patienten, für deren Symptome keine organische Ursache gefunden wird, die immer wieder neue Interventionen fordern, die sich nicht an die Verordnungen halten, oder mit denen schwierige Gesprächssituationen entstehen. Man kann versuchen, dem durch „Techniken“ zu begegnen, man kann aber auch versuchen, die unbewusste Botschaft, die unbewältigten Ängste und seelischen Schmerzen, die in diesem Verhalten zum Ausdruck kommen, zu verstehen und dies konstruktiv in die Behandlung einzubeziehen.

In der Balintgruppe geht es darum, die Arzt-Patient-Beziehung zu reflektieren, um den Patienten über die Krankheit hinaus als Gesamtpersönlichkeit mit ihren psychischen, sozialen und systemischen Faktoren zu sehen und verstehen. Die Teilnehmer bringen Erfahrungen mit eigenen Patienten ein. Durch die Widerspiegelung der Beziehungsphänomene in der Gruppendiskussion soll die Einfühlung in die Situation des Patienten ermöglicht und neue Wege zu seiner Behandlung entwickelt werden. Das dient auch der Entlastung des Arztes in schwierigen Behandlungssituationen und der Psychohygiene, und steigert die Freude und Befriedigung in der täglichen Arbeit.

Aus der Sicht anderer psychotherapeutischer Verfahren sind inzwischen ähnliche Konzepte der “patientenbezogenen Selbsterfahrung” entwickelt worden, z.B. die Interaktionsbezogene Fallarbeit (IFA-Gruppe).

Die APP KÖLN bietet regelmäßig Balintgruppen an 1- bis 2-tägigen Veranstaltungsblöcken unter der Leitung erfahrener Balintgruppenleitern an. Sie können sich selbst Termine flexibel auswählen.

Für verschiedene Fort- und Weiterbildungen ist die Teilnahme an Balintgruppen notwendig. Im Rahmen der „Psychosomatischen Grundversorgung“ muss sich die kontinuierliche Balintgruppe mit 30 Stunden über mindestens ein halbes Jahr erstrecken.

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